Hallo,

da ich generell viele Nachrichten mit der Frage „Wieso habe ich noch keinen Impftermin?“ bekomme, möchte ich an dieser Stelle ein paar Eckpunkte der Impfsituation erläutern.

Zunächst einige Zahlen:
1) Welche Personen sind derzeit impfberechtigt?
Aktuell werden die Personen nach Priorität 1 und 2 nach CoronaImpfVO geimpft. Diese Verordnung gilt bundesweit, trotzdem wurden die Gruppen in den Bundesländern teilweise modifiziert. In Hessen dürfen sich zB bereits alle Schulbeschäftigten für eine Impfung registrieren.

2) Wieviele Personen sind derzeit impfberechtigt?
Das kann ich nur für die „Alterskohorten“ beantworten. Nach den Daten des hessischen Statistischen Landesamts gab es im Kreis Bergstrasse am 31.12.2019 in der Gruppe der 70-79jährigen 26.000 Personen und Ü80 waren 18.250. Zusammengenommen sind aufgrund ihres Alters aktuell ca. 44.250 Personen im Kreis Bergstraße impfberechtigt.Wieviele aufgrund des Berufs impfberechtigt sind, weiß ich nicht. Ich rechne damit, dass dies mindestens 25.000 sind (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegedienste, Pflegeheime, Kindertagesstätten, Schulen, der Polizei, Personen mit gesundheitlichen Risiken, … pflegende Angehörige, …)All diese Personen (In der Summe dann geschätzt ca. 69.000) konnten sich bisher beim Land Hessen auf dem Portal „Impfterminservice“ bzw. telefonisch registrieren.

3) Wieviele Bergsträßerinnen und Bergsträßer haben sich registrieren lassen?
Diese Zahlen haben wir nicht. Die Registrierung läuft über das Land. Auf die Daten der registrierten Personen hat unser Impfzentrum keinen Zugriff.

4) Wie läuft die Terminvergabe für die registrierten Personen?
Das Ganze läuft in Schritten:
a) Das Impfzentrum berechnet, wieviele Termine pro Tag angeboten werden. Die Anzahl der Impfungen die wir anbieten, ergibt sich aus der Menge des Impfstoffs, den wir vom Land erhalten. Anfangs, im Februar, waren dies zB nur 120 Dosen pro Tag, die wir im Impfzentrum verfügbar hatten, sind es diese Woche ca. 1100 pro Tag. Wir könnten im Impfzentrum ca. 1350 Personen am Tag impfen, wäre genug Impfstoff da. Ab morgen planen wir täglich die genannten ca. 1100 Impfungen. Diese Planungen stellen wir in den „Kalender“ des Landes ein. Zudem stellen wir einige Termine mehr ein, als wir tatsächlich Impfstoff haben, wir „überbuchen“ also das System, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass ein Teil der Termine nicht wahrgenommen wird.
b) Das Land Hessen belegt die von uns aufgrund der vorhandenen Impfstoffmenge eingestellten Termine. Dazu trägt die Software des Landes die genauen Daten der Personen in den Kalender ein. Erst zu diesen Zeitpunkt wissen wir, wer, wann geimpft wird, denn auf diesen Vorgang der Registrierung und der Terminvergabe haben wir keinen Zugriff.Wie verteilt das Land die Termine? Der größere Teil der Termine wird an die Personen mit Alterspriorität vergeben. Vor allem alle Termine mit AstraZeneca, da dieser Impfstoff nur an Personen Ü60 verimpft werden darf. Die Termine nach Alterspriorität laufen grundsätzlich auch nach Alter, also erst die 79jährigen, dann die 78jährigen, …Der kleinere Teil der Termine wird an die Personen mit sonstigem Grund der Priorität (Risikoberuf, Risikoerkrankung) vergeben. Innerhalb dieser Gruppe werden die Personen per Zufallsgenerator ausgewählt.
c) Im Idealfall sind damit alle Termine, die wir eingeplant haben, durch die Software des Landes belegt. Damit wäre diese Erläuterung hier zu Ende. Tatsächlich gibt’s aber immer wieder Zeitfenster, die nicht belegt sind. Beispielsweise, weil Personen ihre Termine absagen oder weil kurzfristig mehr Impfstoff zur Verfügung steht. Damit geht’s nun weiter:

5) Was passiert mit kurzfristig verfügbaren, freien Terminen?
Für diese freien Termine haben wir eine Software. Falls sich kurzfristig vorab abzeichnet, dass genügend Termine zusätzlich möglich sind oder frei bleiben, können wir diese mittels einer Software zur Verfügung stellen. Heute hatten wir diese erstmals im Einsatz, da heute viele Termine trotz Überbuchung nicht mehr belegt waren. Sie heisst Terminland. Der Link darauf ist https://www.terminland.eu/impfzentrum-kreis-bergstrasse/?
Über solche Aktionen können wir nur kurzfristig informieren, wenn absehbar größere Terminlücken vorhanden sind.

6) Wozu gibt es eine Nachrückerliste?
An manchen Impftagen kommt es vor, dass am Abend einige Restimpfstoffdosen im Impfzentrum übrig bleiben würden (d.h. Impfdosen ggf. „liegen bleiben“ würden, die bereits bei der Rekonstitution eines so genannten Vials auf Spritzen aufgezogen wurden). Diese möchten wir jedoch noch an diesem Tag an Impfberechtigte verimpfen.Das Impfzentrum des Kreises Bergstraße hat daher das System „Impfbrücke“ einrichten lassen. Hierüber wird den dafür Registrierten aus den aktuellen Priorisierungsgruppen 1 und 2 – idR am späten Abend – ein sehr kurzfristiges Terminangebot für den gleichen Abend via SMS gemacht, wenn Impfdosen übrig sind. Aktuell sind hier ca. 2000 Personen registiert. Das System läuft ebenfalls per Zufallsgenerator. Ein Eintrag auf die Liste ist über die Homepage des Kreises Bergstraße möglich. Kreis Bergstrasse – Kontaktformular Impfnachrücker (kreis-bergstrasse.de)
Dieses System ist allerdings leider nicht für Terminvergaben geeignet. Darüber kann man lediglich Personen zur „spontanen Impfung“ benachrichtigen, aber nicht Zeitfenster bebuchen. Daher konnte es heute Mittag nicht zur Anwendung kommen.

Abschließend: Was ist dann der beste Weg zur Impfung?
Der beste Weg ist die Registrierung beim Land Hessen. Sowohl bei der kurzfristigen Terminvergabe wie auch bei der Nachrückerliste geht es um eine relativ kleine Anzahl von Impfdosen. Die mit Abstand meisten Impftermine laufen über das System des Landes.Zukünftig spielen aber auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte eine wichtige Rolle. Wir haben ca. 175 Hausärzte im Kreis Bergstraße (Daten aus dem Bundesarztregister der KBV Stand Ende 2018). Diese erhalten zunehmend mehr Impfstoff und werden bald mehr Impfstoff erhalten als die Impfzentren. Denn die Prognosen über die Impfstofflieferungen sind deutlich steigend. Damit gibt’s dann viele Wege zur schnelleren Impfung.

Zum Abschluss deshalb eine Bitte: Wer beim Impfportal des Landes registriert ist und auf einem anderen Weg (Nachrückerliste oder aber den eigenen Hausarzt) geimpft wird, sollte seinen Termin umgehend stornieren. Je besser alle Termine genutzt werden können, desto schneller hat jeder die Chance, geimpft zu werden.(Stand der Infos: 06.04.2021)