Landrat Engelhardt auf Sommertour durch den Kreis Bergstraße – Wo steht der Kreis nach über einem Jahr der Pandemie?

Seit über einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie das Leben im Kreis Bergstraße. Doch so langsam zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab – die Impfquote steigt kontinuierlich und Lockerungen stellen sich in vielen Bereichen ein. Auch wenn wir immer wieder erleben, dass diese Erfolge noch sehr fragil sind, müssen wir uns dringend mit den großen Zukunftsherausforderungen unseres Kreises beschäftigen und auch schauen, welche Lehren aus Corona wir für die Zukunft ziehen können.

Deswegen war meine diesjährige Sommertour mit der Leitfrage verbunden, wie es den Menschen im Kreis bisher ergangen ist und welche dringenden Aufgabenstellungen auf uns zukommen, um die Folgen der Pandemie so gut wie möglich zu meistern. Natürlich standen dabei auch die großen Themenfelder Bildung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Fokus meines Interesses.

Um auch geographisch den Kreis bestmöglich abdecken zu können, orientierten sich meine Stationen an unseren großen Teilregionen Ried, Bergstraße und Odenwald. Da unsere Region so überaus vielfältig aufgestellt ist, gab es im Austausch mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern überall viel Neues und Spannendes zu entdecken.

Mein Tag im Ried: Auftakt bei der Modernisierung der Schillerschule in Bürstadt

Eines lässt sich mit großer Sicherheit feststellen: Trotz Corona ist das Leben bei uns im Kreis nicht stehen geblieben. Vielmehr bestätigen die stetig steigenden Schülerzahlen meinen Kurs, auch in den kommenden Jahren weiter mit großen Investitionen die Schulen baulich wie pädagogisch zu erweitern und zu modernisieren. Eine dieser Maßnahmen fand kürzlich an der Bürstädter Schillerschule ihren Auftakt. Hier wurde ein Modulbau errichtet, in den das Schulleben im Laufe der Ferien umziehen kann, bis dann nach der eigentlichen Bauphase die frisch sanierten Räumlichkeiten an die Schule übergeben werden können. Persönlich konnte ich mich vor Ort gemeinsam mit Mitgliedern der Schulgemeinde wie auch Mitarbeitern unseres Eigenbetriebs Schule und Gebäudewirtschaft vom Fortschritt der Maßnahmen überzeugen – schließlich findet hier eine der umfangreichsten Baumaßnahmen an einer Grundschule im Kreis statt. Als Landrat ist es mir besonders wichtig, dass auch bei den Interimsgebäuden hohe Qualitätsansprüche den Maßstab unseres Handelns bilden – denn auch während großer Bauvorhaben soll die Qualität des Lernens für die Schülerinnen und Schüler nicht leiden. Zudem möchte ich auch auf Anregung der Schulgemeinde prüfen lassen, wo und wie sich Schatten- und Sitzgelegenheiten sowie Spiel- und Klettergeräte auf dem Übergangsschulhof realisieren lassen – schließlich ist auch der Ausgleich in den Pausen ein ganz wichtiger Bestandteil unseres schulischen Lebens.

Pestalozzischule Lampertheim: Neues Sommerlerncamp

Apropos schulisches Leben: Ich glaube, dass gerade der Alltag in unseren Schulen sowohl für die Schulleitungen und Lehrkräfte wie auch für die Schülerinnen und Schüler durch Corona vor besondere Herausforderungen gestellt wurde. Von Wechselunterricht über Homeschooling bis hin zu sich häufig ändernden Hygiene- und Testbestimmungen musste hier immer schnell und flexibel reagiert werden. Im gemeinsamen Austausch mit der Schulleiterin der Pestalozzischule, Michaela Ohse-Beck, kam ich zu dem Schluss, dass trotz großer Anfangsschwierigkeiten sich unsere Schulen im Kreis durch ihr enormes Engagement immer besser auf die Situation einstellen konnten. Dennoch aber dürfen wir nicht vergessen, dass es bei einer Vielzahl an Schülerinnen und Schülern durch Ausfälle zu Lücken beim Unterrichtsstoff gekommen ist. Aus diesem Grund ist die Pestalozzischule dem Aufruf des Kultusministeriums gefolgt und hat für die letzte Woche der Ferien ein Sommerlerncamp initiiert. Hier kann auf die Bedürfnisse der Kinder mittels individueller Lernpläne und Lernpakete eingegangen werden, um den Start ins neue Schuljahr so gut wie möglich zu erleichtern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Format auch nach der Pandemie eine gute Hilfestellung für viele Schülerinnen und Schüler bieten kann.

Corona und die Landwirtschaft: Wie steht es um die Direkterzeuger in unserem Kreis?

Unterstützung für unsere vielen Direkterzeuger vor Ort ist mir persönlich ein Herzensanliegen – denn Nachhaltigkeit beginnt vor allem auch mit regionalem und saisonalem Konsum. Gemeinsam mit Familie Steinmetz und Dr. Willi Billau, Vorsitzender des Regionalbauernverbands Starkenburg e.V., habe ich mich über die Herausforderungen ausgetauscht, die sich durch Corona für unsere Landwirtschaft ergeben haben. So konnte mir Familie Steinmetz berichten, dass sie mit einem weiteren Verkaufsautomaten, einem Lieferservice, Sonderöffnungszeiten für vulnerable Personengruppen sowie auch einem Onlineshop für ihre Erzeugnisse versucht haben, den Auswirkungen der Pandemie entgegenzutreten und zeitgleich den Betrieb ins digitale Zeitalter zu überführen. Dennoch aber mussten aufgrund fehlender Märkte wie auch durch den Ausfall publikumsträchtiger Veranstaltungen Einbußen im Vergleich zu den Vorjahren hingenommen werden. Auch der Ausfall von Erntehelfern kam hinzu, wobei trotzdem noch glücklicherweise ca. 75% der Ernte eingebracht werden konnte. Regionale und saisonale Landwirtschaft und heimische Erzeugnisse sind für mich ein Faktor, der unsere Region kennzeichnet und auch besonders macht. Deswegen werde ich auch zukünftig an der Seite unserer Direkterzeuger für innovative, moderne und nachhaltige Vertriebsmöglichkeiten kämpfen.

Digitaler Kreis Bergstraße: Fortschritte beim 5G-Ausbau

Wenn wir erfolgreich die Herausforderungen der Digitalisierung angehen wollen, dann müssen wir dazu auch die entsprechende digitale Infrastruktur schaffen. Homeoffice, Homeschooling oder die Nutzung weiterer moderner Technologien sind ohne nicht denkbar. Auch der sukzessive Ausbau des Mobilfunknetzes gehört mit dazu. Gemeinsam mit Michael Zieg von der Telekom konnte ich mich im Rahmen meiner Sommertour zu diesem zukunftsträchtigen Thema austauschen und eine Mobilfunkanlage in Viernheim besuchen. Ich freue mich sehr, dass wir im Kreis eine gute Bilanz vorweisen können: Von 83 Mobilfunkanlagen der Telekom im Landkreis sind 50 bereits mit 5G ausgestattet, 81 Anlagen bereits mit LTE (4G). In den kommenden 5 Jahren sind zudem 16 weitere Standorte in Planung. Mein Ziel ist es, den ländlichen Raum stärker abzudecken, um in der Fläche Funklöcher vermeiden zu können – denn Funklöcher sind mit einem modernen Leben und vor allem mit einer modernen Arbeitsweise nicht zu verbinden. Gerade auch die Medizintechnik, speziell im Bereich der Rettungsdienste soll von einem kontinuierlichen Ausbau profitieren. So könnten wichtige medizinische Daten aus dem Rettungswagen direkt in die Krankenhäuser versendet werden, ebenso könnten Fachärzte zur besseren und schnelleren Versorgung während des Transports zugeschaltet werden. Für mich sind die Digitalisierung und damit auch der 5G-Ausbau kein Selbstzweck, sondern ein wichtiges Mittel, dass uns zukünftig wichtige Lebens- und Arbeitsbereiche erleichtern soll.

Bessere und nachhaltigere Mobilität: ein „Radcomfortweg“ zwischen Mannheim und Weinheim

Zur Schaffung einer nachhaltigen Mobilität spielt für mich der Radverkehr eine entscheidende Rolle. Durch Corona hat sich unser Mobilitätsverhalten in vielerlei Hinsicht bereits verändert – und das wird sich auch zukünftig verfestigen und sogar verstärken, davon bin ich überzeugt. Gerade für Kurzstrecken wird es im Hinblick auf konsequenten Klimaschutz wichtig sein, dass die Menschen das Rad statt den PKW nutzen werden. Die entscheidende Voraussetzung dafür ist allerdings – und da müssen alle politischen Ebenen länderübergreifend an einem Strang ziehen – dass wir unsere Radinfrastruktur zukunftsfähig aufstellen. Gemeinsam mit der Metropolregion Rhein-Neckar und unseren Kommunen haben wir als Kreis bereits die Weichen gestellt, um bessere Bedingungen für den Radverkehr Realität werden zu lassen. Auch die Stadt Viernheim ist darin involviert, weswegen ich mich vor Ort gemeinsam mit Bürgermeister Matthias Baaß sowie Klemens Gröger zum Projekt „Radcomfortweg“ getroffen habe. Derzeit werden mögliche Förderungen für dieses grenzübergreifende Vorzeigeprojekt geprüft, auch die Länder Hessen und Baden-Württemberg sitzen mit am Tisch. Daraufhin können dann hoffentlich die konkreten Planungen Gestalt annehmen, an denen dann auch die Bürgerinnen und Bürger aus dem Kreis beteiligt werden. Ein Radschnellweg ohne große Zeitverluste könnte eine echte Bereicherung für die Menschen in unserem Kreis werden und die Entscheidung, statt dem PKW lieber auf das Rad umzusteigen, enorm befördern. Als begeisterter Radfahrer werde ich mich dafür einsetzen, dass unser Kreis eine Vorreiterstellung für den Radverkehr der Zukunft einnehmen kann.

Flora und Fauna schützen: das Viernheimer Naturschutzgebiet Glockenbuckel

Damit auch unsere nachfolgenden Generationen ein gutes Leben hier im Kreis führen können, müssen wir mit umfangreichen Maßnahmen unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen. Auch wenn ich nach Kräften einen nachhaltigen Tourismus fördern möchte, so müssen wir uns doch auch immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass zu viel Tourismus unserer Landschaft schaden kann. Gemeinsam mit Aktiven unserer ortsansässigen Naturschutzgruppen sowie von HessenForst habe ich zu diesem Thema Station im Viernheimer Naturschutzgebiet Glockenbuckel gemacht. Ob durch das achtlose Liegenlassen von Müll, dem Ableinen von Hunden oder dem Verlassen der Wege: Durch unser Verhalten beeinflussen wir die Flora und Fauna in unserer Umgebung und gefährden im schlimmsten Fall auch bedrohte Tier- und Pflanzenarten, z.B. die seltene Kreuzkröte im Glockenbuckel. Deswegen unterstütze ich auch die Maßnahmen der Naturschützer, mit denen die Bedürfnisse der Natur sowie die der Menschen in Balance gehalten werden sollen. So sollen beispielsweise weitere Informationstafeln aufgestellt werden, um darauf aufmerksam zu machen, wie jede und jeder vor Ort einen Beitrag zum Erhalt des Gebiets leisten kann. Für mich ist es der richtige Weg, nicht einfach nur auf die Einhaltung der Verbote zu verweisen, sondern vielmehr vor Ort darüber zu informieren, warum und vor allem für wen die richtigen Verhaltensweisen entscheidend sind – und genau das leisten die Aktiven vor Ort durch ihr herausragendes Engagement. Mein Ziel ist es, gemeinsam mit den im Umweltschutz engagierten Bürgerinnen und Bürgern und allen Verbänden und Institutionen diese besondere und sensible Vegetation zu erhalten, damit viele Menschen auch in Zukunft dieses Fleckchen Natur genießen können. Wenn alle hier ihren Beitrag leisten, dann muss uns um die Zukunft nicht angst und bange sein.